Das OMEN!

Ich gebe zu, für einen Bericht unserer Rennstreckentrainings ist es ein komischer Titel. Aber, wie Ihr im Laufe der Erzählung sehen werdet, passt er doch ganz gut!
Geplant war, zu dritt von München aus loszumachen. Hänger vom Kollegen konnten wir leihen und den Rest sollte der Transporter tragen. Zum Slovakiaring und zum pannonischen Meer! So viel zum Plan.

Dieser änderte sich doch schon bevor es überhaupt losging: mein Arbeitskollege hatte sich ne massive Entzündung im Auge geholt. Das Auge total zugeschwollen und mit Schmerzen, stand in den Sternen ob er bis Sonntag, da wollten wir los, wieder fit ist. Bzw. zum Einladen am Samstag. Also packten wir erst einmal so, dass wir zur Not sein Moped noch in den Hänger einladen konnten. Dabei wurde der Transporter von mir ziemlich vollgepuzzelt. Was dabei nicht hätte sein müssen: beim rückwärts wieder aus dem Transporter steigen schlägt es mich voll über die Hängerdeichsel! Bisher stand da nie ein Hänger! Aua, das tat weh! Ausgerechnet der Knöchel und der linke Oberschenkel, der beim Hanging off genau auf der Sitzbank zu liegen kommt! Das fängt ja schon gut an!

Schon kommt von Kenny das erste Mal: Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen. Schließlich wussten wir im vorherein nicht, ob sein Moped noch rechtzeitig wieder fit wird! Das hat gerade so geklappt und wenn man so alles mal Revue passieren lässt: Auge hin, Moped will nich, Aua auf der Deichsel, man könnte schon meinen wir sollten da nicht hin!
Wir sind aber hart im Nehmen und stellen uns dieser Herausforderung. Mutig wie wir sind :-). Am Sonntag dann machen wir los. Früh morgens Richtung Wien. Die Anderen, die wir an der Strecke treffen werden, sind zur Hälfte schon unten. Nach ca. 8 Stunden Hinfahrt, einigen Rauchpausen später, kommen wir am Slovakiaring an. Die Anderen sind alle schon da und wir ergänzen die Fahrerlagerphalanx.

Die Anderen, ein Pärchen aus Schwaben (Yipieeh, Landsleute) und ein Pärchen aus der Ecke Dortmund, kennen Kenny schon von Rijeka und ich lerne sie dort kennen. Ich muss sagen, ich fühlte mich sehr wohl in diesem Kreis. Zumal Detlef sich mit uns solidarisch erklärte: seine EC-Karte steckte noch in irgendeinem Automat auf der Strecke – das nächste OMEN? Hoffentlich nicht! Wir packen an (nach dem ersten Ziel-Bier) und bauen unsere Pavillons auf und organisieren unsere Schlafplätze. Essen im Restaurant ist auch nicht mehr. Aber wir haben ja noch was dabei.

Vor der technischen Abnahme am Abend noch, schauen wir ob Kennys KAWA läuft. Und wie sie läuft, wie geschmiert, d.h. sie schmiert eher den Boden. Nach Sams Schrei: “Kenny, bei deim Moped sauts Öl raus!“, gibt es also noch Arbeit für uns. Es stellt sich heraus, dass der Stöpsel auf den Lichtmaschinenkabeln nicht in seinem Ausschnitt im Deckel sitzt. Deckel runter, Dichtung rein, Deckel zu -> dicht! Also, zum Testen warm laufen lassen! Dicht! Nur bleiben beim Zündschlüssel drehen alle Lamperl an, und die KAWA läuft weiter! Gut, Kenny kennt das von vor dem Werkstattaufenthalt! Killschalter und Batterie vom Netz hilft. Was soll ich sagen? OMEN? Endlich noch einen gute Nacht Drink und dann ab in die Koje auf das morgen alles gut geht.

Nach einer einigermaßen guten Nacht geht’s morgens noch zur Transponderausgabe. So langsam steigt die Spannung! Kenny muss als erster los. Das ist allerdings nicht so einfach wie es sich anhört: die KAWA läuft nicht! So ein Sch…-Hobel! Kenny pausiert also. Dann geht’s für uns andere los. Erst mal einrollen und wieder in die Strecke finden. Und so geht der erste Tag in brütender Hitze vorüber. Turn für Turn wird durch Duschpausen ergänzt. Kenny hat dann auch Glück: Sam hat zwei Kisten dabei und er kann die 600er von ihm nehmen. Nach anfänglicher Skepsis ringt er sich durch und kommt immer besser mit der R6 zurecht. Er erste Tag geht ohne weitere Zwischenfälle dem Abend zu und wir sind froh, dass es ein wenig kühler wird. Dann hält das Duschen ein wenig vor. Gemütlich widmen wir uns dem ersten Abend Bier und sitzen noch recht lang.

Am nächsten Morgen bzw. den Vormittag über kämpft Balu, der kleine Hund von Margarete und Detlef, mit seinem Mageninhalt. Dieser will und will nicht drin bleiben. Die Nacht über kamen immer wieder Ladungen und auch tagsüber ist er nicht fit und es kommen noch ein paar mehr Ladungen dazu. Hat Balu das OMEN verschluckt? Die Überlegung, dass er und seine Dosenöffner heimfahren steht im Raum. Das muss Gott sei Dank nicht sein und wir können wieder zu viert den Tag über Gas geben. Und unsere Gridgirls helfen uns tatkräftig mit Heizdecken, Aufbocken, Abbocken und Verpflegung. Durch die Hitze habe ich schon wieder mal ne Schaltzehblase. Die professionell von Margarete versorgt wird. Der zweite Tag geht wieder ohne weitere Zwischenfälle zu Ende. Ein wenig früher als der Vortag, da wir ja den ganzen Sums einpacken und an den Pannoniaring umsiedeln müssen.

Wie gut, dass wir nur zu zweit von München los sind. Wir können das meiste gut im Hänger verstauen und so geht es zügig, dass wir loskommen. Nachdem wir an der ungarischen Grenze nach einigem Erklären und Deuten endlich die Vignette hatten, konnten wir erstaunlich gute Straßen in Ungarn nutzen. Bis eben wieder auf die paar letzten Kilometer vor dem Ring.

Diese sch… Löcherstraßen!
Endlich dort, brauchen wir ganz schön lange bis wir uns zu unserem Arrangement im Fahrerlager, wo sollen das WoMo, der Transporter und die Hänger stehen, einigen. Zum Schluss haben wir eine richtig gute Lösung. Dann nichts wie ab ins Restaurant, das am Pannonia richtig gut ist. Abends mit ein wenig tiefem Blick ins Glas wieder ab in die Koje.

Der Kopf am nächsten Morgen ist die ersten halben Stunden noch nicht so ganz in bester Verfassung! Das kommt dann nach einer Dusche. Nach dem ersten Turn in dieser Bruthitze, uiuiui, merken wir, das ist schon eine ganze Stange anstrengender hier. Keine Geraden zum Ausruhen.. So direkt im Vergleich ist das schon eindrücklich. Aber uns gefällt es und wir kommen so langsam in Fahrt. Ich selbst bin mit meinen Zeiten noch immer weit hinter den Zeiten mit der Honda. Aber ich weiß jetzt, was ich an der Kawa ändern will, um besser mit ihr zu Recht zu kommen. Kurzhubgasgriff, Schaltstange bzw, Fussrasten ändern, Übersetzung auf länger ändern. Die Anderen fahren hingegen respektable Zeiten.

Und wir haben alle unseren Spaß, bis… Kenny aus der Dusche gehumpelt kommt. Den Zeh wild blutend im Flip oder Flop, hat der den Ausrutscher in der Dusche beendet. Wenn schon auf der Strecke alles gut geht, muss wenigstens in der Dusche Blut her, könnte man meinen! Au Mann, wir nehmen den Transporter von Sam und Tina und fahren ins Clinica Mobile. Der ungarische Arzt ist zum Glück gut aufgelegt und will den Zeh nur amputieren. Das geht noch! Es ist glücklicherweise nicht so schlimm, so dass Kenny weiterfahren kann. Alles gut!
Die größte Herausforderung ist, Leute nicht vom Moped zu fahren, wenn sie nicht wissen wo sie hinwollen und sich dann auch noch immer wieder umdrehen und umschauen. Da kann von ner erkennbaren Linie keine Rede sein! Wenn dann in der Kurve noch das Gas sich verflüchtigt, bzw. der Gasgriff Richtung null anschlägt, dann wird’s richtig gefährlich. Ein Motorplatzer hilft Gott sei Dank das Hindernis aus dem Weg zu nehmen. Der Platzer ist nicht nett, aber es ging ja alles gut.

Die zwei Liter Weinflasche für drei war dann doch fällig. Es schmeckt halt gut im Restaurant. Wir sitzen dann doch wieder länger als wir geplant hatten. Immer diese Herausforderungen…

Der letzte Fahrtag bricht an. Und wir kommen immer mehr in den Fluss auf der Strecke. Nur die Kabeltrommel will die Reifenwärmer nicht immer verlässlich versorgen. Das hatten wir ganz gut im Blick und so hatten wir immer warme Reifen. In der Nachmittagssonne genossen wir dann als Zuschauer die Rennen. Im zweiten kostet uns ein Sturz von zwei Fahrern den letzten Turn. Die beiden blieben im Kiesbett liegen und wir hofften, dass sie es gut überstehen. Somit können wir dann schon mit Vorbereitung der Abfahrt am nächsten Tag beginnen. Der letzte gemütliche Abend bricht an und ich bin dann doch erleichtert, dass auf der Strecke alles gut ging und unsere OMEN nicht die Oberhand bekamen. Quasi!

Es waren sehr, sehr schöne Tage mit tollen Menschen. Danke dafür und die Vorfreude aufs nächste Mal kommt auf. Nachdem mir dann noch beim letzten Duschen der Brillenbügel abbricht, reicht es mir dann doch mit diesen OMEN. Nichts wie nach Hause und wieder Normalität erleben :-)!

P.S.: Das Omen war den Abfahrtstag dann doch noch aktiv und bescherte zweien von uns noch einen Tag Zwangsaufenthalt in Ungarn: Transporter ließ sich nicht mehr kuppeln!

😉 Auf das nächste Abenteuer! Es grüßt Euch Uwe!