[avatar user=“Jens“ size=“original“ align=“left“ /] N’abend zusammen, heute mal was anderes: da wegen schlechten Wetter am Sonntag keine Tour war, mal nen Schrauber- statt Tourenbericht.
Problem: Ela bekommt die Füße nicht ganz flach auf den Boden, wenn Sie auf Ihrer Transalp sitzt … meiner Meinung nach zwar ausreichend, ich bekomm an der GS auch nur die Zehenspitzen auf den Boden, aber ok. Eine abgepolsterte Sitzbank ist schon verbaut, das ist Ela aber nicht genug. Als zusätzliche Lösung haben wir eine neue Federbeingabel besorgt, die soll bis zu 35 mm bringen, das wird dann hoffentlich reichen :-). Alternativen wären andere Federbeinanlenkhebel, gleicher Preis, bringen bis zu 20mm oder gleich ein neues, maßgefertiggtes Federbein, das wäre aber mindestens 3 mal so teuer.
Das Teil hat ’ne ABE, wir sparen uns also wenigstens den Weg zum TÜV nach dem Einbau … richtig … irgendein Dummer muss das ja auch noch Einbauen, 3 mal raten wer 🙂
Ok, die Anleitung beim Neuteil liest sich relativ einfach: Federbein ausbauen, altes Teil abschrauben, Kolbenstange kürzen (… mmh), neues Teil festschrauben, Federbein einbauen. Klingt machbar, je nach Ergebnis müssen wir evtl. den oder die Ständer kürzen, das sehen wir dann aber am Ende.
Transalp abgeholt, zum Glück hat Ela eine neue Batterie „auf Lager“, da die alte tot ist. Die Batterie haben wir gleich vor Ort eingebaut, Test: läuft. Gleich noch alles von Ela mitbekommen, was man brauchen könnte (Öl, Kettenspray, Schrauberhandbuch, Vollmacht … auf die Streifenkarte für die U-Bahnfahrt hab ich dankend verzichtet 🙂 und ab zum Schrauben. In meiner Schraubergarage angekommen hab ich dann gleich noch angefangen das Federbein auszubauen.
Sitzbank runter, Seitenteile abnehmen, untere Federbeinschraube raus, mit etwas Fingerverrenken die obere Federbeinschraube raus … soweit gut … jetzt das Federbein raus … mmpff … links, rechts, rauf, runter, irgendwo hakt oder klemmt es immer und das Ding geht um’s Verrecken nicht raus. Die Schwinge fällt nicht weit genug nach unten nachdem das Federbein gelöst ist, da der Vorschalldämpfer darunter ist … wat nu?
An die Verschraubung des störenden Umlenkhebels komm ich nicht ran, da ist auch der Vorschalldämpfer im Weg, und oben stört eine Kunststoffbox in allen Richtungen. Vielleicht kann man diese Box ausbauen, scheint nur Stauraum zu sein? Ist auch nur mit 4 Schrauben fest. Ok, probieren … 4 Schrauben lösen, das Ding hängt immer noch fest, Mist. Nach etwas Suchen finde ich doch noch ’ne 5. Schraube, zwischen Auspufftopf und Rahmen (wer verbaut denn sowas?). Topf lösen (auch nur 4 Schrauben 🙂 und etwas verdrehen, dann geht die 5. von der Box raus. Das Ding ist jetzt frei, bewegt sich aber jeweils nur etwa 1 cm in jede Richtung, egal was ich versuche. Nach etwas Analyse frage ich mich wie diese Kunstoffbox überhaupt jemals aus dem Rahmenheck rausgehen soll, vermutlich ist es das zentrale Bauteil der Transalp um das alles drumrum gebaut wird … Japaner.
Mh … der „Weg“ ist’s wohl nicht. Box wieder festschrauben, Zeit in das Schrauberhandbuch zu sehen … 🙂
Hier steht zum Federbeinausbau: untere und obere Schraube lösen und Federbein rausnehmen… suuuper, gaaanz große Hilfe. Beim genauen Hinsehen fällt aber auf das auf den Fotos nirgendwo ein Auspuff drauf ist, vermutlich haben die Helden von Autoren vorher irgendwann den Vorschalldämpfer abgeschraubt und diese „Kleinigkeit“ vergessen zu erwähnen.
Also gut: Vorschalldämpfer raus, damit die Schwinge weiter nach unten geht, um dann das Federbein rauszunehmen. Kann ja nicht schwer sein…
Den Endschalldämper hatte ich je eben schon gelockert, der stört mich eh beim Arbeiten in der Gegend, also weg damit, nur einmal fett die Finger geklemmt, sonst geht das problemlos.
Vorschalldämpfer absuchen … keine weiteren Verbinder bis zum Krümmer … na klasse, also die Krümmer am Zylinderkopf abschrauben. Ok, für den Krümmerteil zum vorderen Zylinder gibts ’ne Schelle mit einer Trennung, zum Glück, denn wie ich sehe käme ich nicht an die Stehbolzen ohne auch den kompletten Sturzbügel abzunehmen, „Glück“ muss man haben :-/
Halt … vorher nur noch den Motorschutz abnehmen, sonst komm ich nicht an die vordere Schelle um den Krümmer zu trennen. Die Hutmuttern am Flansch am hinteren Zylinder gehen zum Glück einfach ab (… nur zur Erinnerung: ich versuche immer noch „nur“ das Federbein endlich rauszunehmen… schraube inzwischen aber die Krümmer an den Zylinderstehbolzen ab).
Krümmer ist lose, zurückziehen … hakt irgendwo… gngngn, reicht trotzdem, ganz raus muss er wohl nicht. Die Schwinge kann 2 cm weiter entlasten, damit geht endlich auch das Federbein raus … ok, das waren in Summe gut 30 Schrauben und keine 2 wie in der Doku.
Jetzt der knifflige Teil: die Federbeingabel tauschen. Die Anleitung (s.o.) war ja recht einfach gehalten, im echten Leben stört hier „etwas“ die sich mitdrehende Kolbenstange wenn man versucht die Federbeingabel abzuschrauben. Die Feder ist zwar entspannt, die oberen Einstellringe lassen sich mit wenig Aufwand lösen und soweit wie möglich nach oben drehen, das die Feder gerade so locker ist, aber am unteren Ende der Kolbenstange ist noch eine Kontermutter für die Federbeingabel drauf, da bekomme ich aber keinen Schlüssel dazwischen. Die Feder ist zwar entspannt, lässt aber nicht genug Platz für den 22er-Maulschlüssel. Irgendwie muss ich die Feder spannen, um mir Platz zum Arbeiten zu schaffen…
Mit einem Spanngurt kann ich über einen Knebel die Feder etwas zusammenziehen und so fixieren daß ich genug Platz für den Maulschlüssel habe. Mit einem Ruck löst sich dann zwar die Kontermutter, aber die Federbeingabel sitzt immer noch auf der Kolbenstange fest. Dummerweise hab ich gerade keinen Heißluftgebläse da, um die Schraubensicherung zu lösen. Wo sind eigentlich die Hände 3 und 4 wenn man sie mal braucht?
Zum Glück passt ne Gripzange, mit der ich die Kolbenstange festhalten kann, damit ich endlich die Federbeingabel abbekomme. Der Haltepunkt liegt später wieder unter dem Gummipropfen, ein Kratzer macht also nix ( … war aber keiner zu sehen).
Nach Anleitung jetzt „nur“ noch die Kolbenstange 1 mm kürzen … feilen, sägen, was ist besser? Pfeiff drauf … 20 Sekunden mit der Flex … fäddich. Entgraten, Gewindegang nachfeilen, Federbeingabel nach Vorgabe mit Schraubensicherung aufschrauben, Kontermutter festziehen, Feder wieder spannen. Federbeinumbau abgeschlossen!
Der Einbau geht soweit problemlos: erst wieder das Federbein in den Rahmen einfädeln, festschrauben, passt. Als nächstes den Vorschalldämpfer incl. Krümmer festziehen, dann den Endschalldämpfer einbauen.
Den Motorschutz lass ich erstmal noch ab, da ich noch die Gabel weiter in der Klemmung nach oben durchschieben muss, damit auch die vordere Partie tiefer kommt und das Ding nicht wie’n Schluck Wasser in der Kurve hängt. Zum Gabeldurchschieben stütze ich mir den Rahmen am Unterzug mit Holz ab damit ich nicht das Gewicht von der Maschine auf der gelockerten Gabel habe.
Das Gabeldurchschieben ist recht einfach: Klemmungen lockern, einmal kurz eintauchen, damit die Standrohre nach oben durchrutschen. Dann mit nen Holz und Kunststoffhammer die Standrohre abwechselnd langsam wieder nach unter klopfen bis beide Seiten oben exakt den gleichen Abstand von der Gabelbrücke haben. Ich nehm hier 30mm (… hatte irgendwo gelesen das es das Maximum ist, was geht), das sollte mit dem tiefergelegten hinteren Fahrwerk recht gut passen (Probefahrt steht aber noch aus, Überprüfen das nix anschlägt und die Gabel ggf. nochmal anpassen). Gabelklemmungen wieder festziehen, Motorschutz anbauen, Seitendeckel dran, Sitzbank drauf … fertig.
Auf dem Hauptständer steht das Hinterrad jetzt schon ziemlich hoch in der Luft und wenn ich mich auf die Transalp setze fühl ich mich wie auf ’nem Chopper, aber das Federbein ist bei mir auch „etwas“ stärker belastet als bei Ela … passt schon.
Und der Seitenständer passt auch noch, den müssen wir vorerst nicht kürzen. Den Hauptständer werden wir bei Gelegenheit um 1-2 cm kürzen, damit Ela Ihre Transalp da auch mal alleine drauf bekommt.
Jedenfalls … von der Einbauanleitung ausgehend war das doch etwas mehr Arbeit als erwartet und etwas Improvisieren gefragt. Irritierend finde ich die Aussage im Schrauberhandbuch das man das Federbein zum Einstellen am Besten ausbaut … nette Idee 😉 … wobei ich natürlich nicht ausschließen will das mir irgendein Trick beim Federbeinausbau nicht ein- oder aufgefallen ist.
Bis zum nächsten Schrauberbericht … irgendwas gibt’s ja immer zu Basteln.
Schönen Gruß, Jens
Hallo Jens,
vielen ,vielen Dank für das Tieferlegen meiner Transalp.
Das meine Alpe in ihrem hohen Alter noch so einen Bekanntheitsgrad erlangt. Schreibe bitte weiterhin mit so trockenem Humor versehene Schrauber- und Tourenberichte.
Eine solch lockere , vollständige Anleitung, die durch das Handbuch nicht gegeben ist,
würden sicherlich noch mehr Transalp XL 650 V Liebhaber gerne lesen und verstehen.
(Falls Du mal einen neuen Job suchst . ) Freue mich schon darauf , Euch mit meinen nur
50 PS wieder begleiten zu können. Ela
man „kann“ die Transalp auch mit Ihren „nur“ 50PS durchaus sehr zügig auf der Landstraße bewegen … nur so zur Info … ohne damit irgendwas aussagen zu wollen 😉 … ich bin auf der Probefahrt jedenfalls nicht oder nur wenig langsamer als mit meiner GS unterwegs gewesen.
Grüß Euch
Danke Jens für den gelungenen Bericht. Konnte mir die Schrauberei fast bildlich vorstellen. Ja und herzlich gelacht noch dazu. Die Transalp läßt sich durchaus auch flott fahren. Hatte ja auch schon die Gelegenheit dazu….
Gruß Ernstl
Hallo Jens,
Ich lese schmunzeld deinen Bericht.
Jedoch weil ich genau das Gegenteil vor habe … und zwar tiefergelegt wieder auf normale Höhe.
Meine Frage: Veräußerst du den originalen Federbeinfuß?
N’Abend Sirko,
ich frag bei unserer Ela mal nach ob Sie das Teil für günstig Geld abgibt. Kann mir nicht vorstellen das Sie das noch braucht.
Gruß, Jens
Lieber Jens,
ich beschäftige ich gerade mit dieser Frage und bin auf deinen köstlichen, lustigen herzhaften und jedenfalls informativen Bericht gestoßen! Hab mich dabei auch irgendwie selber gesehen, vielen Dank jedenfalls 2 Jahre später!
noch eine Frage: wie ging es (Manu)Ela eigentlich damit?
lG,
Peter aus Salzburg